In den USA ebbt die erste große Soul-Welle gerade ab, als ihn Ende der 60-er Jahre im Norden Englands die Mod-Szene für sich entdeckt. Daraus geht zwar keine eigene Musik hervor, die Art der Aneignung macht aus dem Northern Soul aber eine eigene Bewegung. Der avantgardistische Anspruch der Mods will es, dass allzu Kommerzielles verpönt ist. Das Entdecken von Unbekanntem ist es, was zählt. Um Motown und Stax machen die Kids aus England darum eher einen Bogen. (superfly.fm)
Statt den großen Soul-Labels sind es kleine Indie-Labels, die für Northern Soul – Kenner in frage kommen, die Ric Tic, AmG Records oder Golden World Records heißen. Der Sound ist roher, weniger poliert wie bei den großen Soul-Labels. Eine Tatsache, die auch dem Umstand geschuldet ist, dass die kleinen Labels nicht das Budget der großen haben. Arm aber sexy. Ein weiteres Kriterium für Northern Soul: er muss tanzbar sein. Alles unter 100 bpm scheidet darum schon mal aus. Die Epizentren des Northern Soul sind die Musikclubs in Manchester und Umgebung. Sie heißen Twisted Wheel, Blackpool Mecca oder Golden Torch. Tausende Jugendliche feiern in diesen Clubs die ganze Nacht durch. Wie der äußerst athletische Tanzstil sicht entwickelt, ist nicht restlos geklärt, eine wichtige Rolle dabei spielen aber die Filme von Kung-Fu-Ikone Bruce Lee, von dem sich die Kids die Kicks ausleihen.
Um diesen kraftaufwändigen Tanzstil die ganze Nacht durchzuhalten, greifen die Besucher, die sogenannten All Nighters, auch zu Drogen. Amphetamine sind das Mittel der Wahl. Das führt aber auch immer wieder zu Problemen mit der Polizei. In den späten 70-er Jahren beginnt sich der Sound des Northern Soul zu verändern. Disco Hip Hop und Funk ziehen ein. Einer der wichtigsten Schauplätze des Northern Soul, das Wigan Casino in Manchester muss dagegen im Jahr 1981 seine Pforten für immer schließen. Der Einfluss des Northern Soul auf die englische Musik ist aber auch in den folgenden Jahrzehnten deutlich spürbar und findet